Lipödem an den Beinen

17.11.2021

Bei einem Lipödem kommt es zu einer Vermehrung des Fettgewebes an den Extremitäten. Bei den meisten Patienten sind die Beine betroffen, weswegen Laien manchmal auch vom Reiterhosensyndrom sprechen.

Die chronische Fettverteilungsstörung tritt praktisch ausschliesslich bei Frauen auf, oft nach hormonellen Umstellungen wie der Pubertät oder einer Schwangerschaft. Zu den sichtbaren Fettvermehrungen kommen regelmässig auftretende spürbare Beschwerden wie Schmerzen und eine erhöhte Druckempfindlichkeit der Haut. Um die Beschwerden zu lindern, Komplika-tionen zu verhindern und einer Zunahme der Fettanlagerungen entgegenzuwirken, sollten betroffene Frauen möglichst frühzeitig zum Arzt gehen.

Die genauen Ursachen des Lipödems sind noch nicht vollständig erforscht. Eine erbliche Veranlagung und hormonelle Veränderungen wie die Pubertät oder eine Schwangerschaft spielen bei der Krankheitsentstehung eine wesentliche Rolle. Zusätzlich zur Vermehrung und Vergrösserung der Fettzellen werden die Blutkapillare durchlässiger, so dass sich Flüssigkeit im Gewebe ansammelt. Gemeinsam führen diese krankheitstypischen Symptome zu einem erhöhten Druck im Unterhautfettgewebe, der dann Beschwerden wie Spannungsgefühle und Schmerzen bedingt. 

Unterschiede zwischen Fettverteilungsstörung an den Beinen und an den Armen

Es gibt aber auch Patienten, bei denen sich das Lipödem an den Armen und hier vor allem an den Oberarmen entwickelt. Gelegentlich sind sowohl Arme als auch Beine betroffen. Ganz selten entwickeln andere Körperregionen ein Lipödem wie z.B. der Bauch.

Das Lipödem ist fast immer symmetrisch ausgebildet, was heisst, dass beide Beine oder auch beide Arme betroffen sind. Seitenunterschiede sind extrem selten. Das Lipödem der Beine kann auch das Gesäss gleichmässig umfassen, die Füsse werden allerdings ausgespart. Ebenso sind bei einem Lipödem an den Armen die Hände ausgenommen. Am Übergang zwischen dem Lipödem und den Händen oder Füssen kann ein sogenannter "Fettkragen" auftreten.

Ein Lipödem kann in Verbindung mit allgemeinem Übergewicht auftreten, muss aber nicht. Oft wird es aber auch bei sehr schlanken Frauen gesehen. Das Lipödem hat also nichts mit der Körperkonstitution zu tun!

Die Lipödem-Schwellung ist meist weich, sie lässt sich durch ein Hochlagern der Beine kaum verringern. In den Hautfalten, die durch die Fettgewebsvermehrung entstehen, können sich Entzündungen und Infektionen bilden. Im Unterhautfettgewebe der betroffenen Extremitäten sind oftmals kleine Knoten tastbar, die im weiteren Verlauf auch grösser werden können. In späten Stadien bilden sich sogenannte Wammen. 

Bewegung beim Lipödem an den Beinen

Sport ist bei Lipödemen ganz besonders wichtig, um das Bindegewebe zu straffen und die Muskeln zu stärken. Regelmässiges Training kann übrigens nicht nur zu einer Linderung des Lipödems, sondern auch zu einer Verbesserung der Stimmung beitragen, da beim Sport vermehrt Glückshormone ausgeschüttet werden. Welche Sportarten sich bei Lipödem ganz besonders eignen, zeigt Ihnen das Folgende.

Krafttraining bei Lipödem

Leider gibt es immer noch viele Menschen, die sich vor einem Krafttraining scheuen – häufig aus Angst, riesige Muskelmassen zu entwickeln. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, da die Muskeln sich nicht von heute auf morgen aufbauen lassen. Insbesondere bei Frauen schreitet der Prozess sehr viel langsamer voran, da der Testosteron-Anteil im Körper sehr niedrig ist. Das bedeutet, dass Frauen ebenso hart trainieren können wie Männer, aber längst nicht so grosse Muskeln aufbauen können. Im Gegensatz zu anderen Trainingsformen bietet das Krafttraining viele Vorteile, wie z.B.:

Krafttraining regt die Fettverbrennung an: Die Aussage, dass Kraftsportler sogar im Schlaf Fett verbrennen können, ist wahr, da Muskeln regelrechte Kraftwerke sind, die auch in Ruhe Energie verbrennen. Sobald der Körper nach einer Ernährungsumstellung gelernt hat, Fett anstelle von Kohlenhydraten zu nutzen, kann die Fettverbrennung durch gezieltes Krafttraining verbessert werden. Je stärker die Muskulatur ausgeprägt ist, desto mehr Fett kann der Körper verbrennen, weil eine starke Muskulatur einen höheren Energieverbrauch hat. 

Ausdauertraining bei Lipödem

Krafttraining kann bereits ein erster Schritt bei Lipödem sein, jedoch gibt es noch weitere Möglichkeiten, die Fettverbrennung anzuregen. Dies kann zum Beispiel durch Ausdauertraining geschehen – am besten in Kombination mit Krafttraining. Ausdauertraining stärkt das Herz-Kreislauf-System wie auch die Lunge und kann somit koronare Herzerkrankungen und Lungenprobleme vorbeugen. 

Nordic Walking bei Lipödem

Nordic Walking kann für Menschen mit Lipödem der perfekte Einstieg ins Training sein. Da Sie hier mit Stöcken unterwegs sind, kann sich das Training auf den gesamten Körper auswirken. Es fordert nicht nur die Beine, sondern auch die Arme, die bei der Erkrankung ebenso häufig betroffen sind. 

Velofahren bei Lipödem

Velofahren ist eine Sportart, die die Gelenke schont und die Fettverbrennung sehr gut ankurbeln kann. Regelmässiges Velofahren kann ausserdem das Bindegewebe straffen und das Herz-Kreislauf-System stärken. Sie sind an der frischen Luft und können bei schönem Wetter eine grosse Portion Vitamin D tanken. In der kalten Jahreszeit können Sie auf Geräte im Fitnessstudio ausweichen, die nicht weniger effektiv sind und viel Abwechslung bieten. 

Wassersport bei Lipödem

Für Menschen mit Lipödemen gibt es nichts Besseres, als im Wasser Sport zu treiben. Das Wasser gibt dem Körper Auftrieb, sodass die Gelenke geschont werden. Schwimmen ist die einfachste Möglichkeit, um sich im Wasser zu bewegen und die Fettverbrennung anzuregen. Wer schon etwas geübter ist, kann dann zur Aqua-Gymnastik, zum Aqua-Jogging oder Aqua-Cycling übergehen. 

Faszientraining bei Lipödem

Faszien sind ein fester Bestandteil des Bindegewebes, der die Muskeln, Knochen und Gelenke wie eine schützende Hülle umgibt. Sobald die bindegewebigen Strukturen verklebt sind, kann dies den Lymphabfluss stören, was wiederum zu einer Verschlimmerung der Beschwerden bei einem Lipödem führen kann. Durch ein gezieltes Faszientraining können diese verklebten Strukturen wieder gelockert werden, damit die Faszien geschmeidig werden und die Lymphflüssigkeit wieder frei fliessen kann.

Welche Altersgruppen leiden am Lipödem an den Beinen am meisten?

Weltweit gibt es Millionen von Frauen verschiedenen Alters, die unter der krankhaften Fettverteilungsstörung Lipödemleiden. Sie berichten von schlaflosen Nächten, von starken Schmerzen und dem Gefühl, hässlich zu sein. Berührungen können weh tun, sich selbst nackt zu sehen oder mit einem Partner intim zu werden, ist für viele Betroffene ein Problem. Das Leid, das viele Frauen durchleben, wird oft unterschätzt und die meisten leiden zusätzlich unter starker Depression.

Fazit:

Die Behandlung von Lipödemen gestaltet sich oft sehr schwierig. Betroffene haben meistens schon unzählige Diäten ausprobiert – meist ohne Erfolg. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten, die Auswirkungen eines Lipödems zu lindern und die atypischen Fettansammlungen in den Griff zu bekommen. Neben einer kohlenhydratarmen Ernährung kann auch eine Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining zu einer Besserung der Symptome und einem neuen Lebensgefühl beitragen.

Leider sind Lipödeme noch nicht heilbar, aber durch gezielte Methoden wie Liposuktion lässt sich krankhaftes Fettgewebe entfernen, was das Fortschreiten der Krankheit eindämmen kann. Mehr Informationen hierzu finden Sie unter: lipoedemclinic.ch